PEESURST
Auch Monate nach einer Operation können Patienten noch unter starken Schmerzen leiden. Im schlimmsten Fall werden diese sogar chronisch. In der Ruhrlandklinik wird mit einer individuellen und umfassenden Schmerztherapie durch spezielle Pain Nurses und geschulten Ärzten frühzeitig gegen eine solche Schmerzchronifizierung angekämpft.
PEESURST – Patient Empowerment und Edukation mittels IT-gestützter Patientenpfade senken die postoperative Schmerzintensität und die Rate an Schmerzchronifizierung nach thoraxchirurgischen Eingriffen
Das Versorgungsforschungsprojekt PEESURST verfolgt das Ziel, die Chronifizierungsrate nach thoraxchirurgischen Eingriffen weiter senken zu können – durch eine digital unterstützte Schmerztherapie. Mit rund 2,4 Mio. Euro wird das Projekt vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesauschusses gefördert. Prof. Dr. Sandra Kampe, Direktorin des Zentrums für Anästhesiologie und Schmerztherapie an den Standorten Ruhrlandklinik und St. Josef Krankenhaus Werden, ist die Konsortialleitung der auf drei Jahre angelegten Studie. „Das Herz der Studie sind nach wie vor die Pain Nurses“, erklärt Kampe. „Durch sie wird der Patient aufgeklärt und angeleitet, auf seinen Körper zu hören und seine Schmerzen einschätzen zu können.“ Innerhalb der Studie wird so der Einfluss von Patientenedukation und Empowerment („PEE“) auf die Rate der Schmerzchronifizierung erfasst. Konsortialpartner sind neben dem Universitätsklinikum Essen und der Universität Duisburg-Essen auch der AOK-Bundesverband, das Wissenschaftliche Institut der AOK, das Zentrum für Ärztliche Qualität, das Aktionsbündnis Patientensicherheit, die Thoraxklinik Heidelberg und die Lungenklinik Hemer.
Pain Nurses überwachen Schmerzscores
Die Einbindung der Patienten ist enorm wichtig. Diese sollen nach der ausführlichen Betreuung durch die Pain Nurse in der Klinik noch über sechs Monate ihre Schmerzerfahrungen zu Hause dokumentieren. „Die Patienten werden aufgefordert, über eine internetbasierte App regelmäßig die Stärke ihres Schmerzes zu bewerten“, erklärt Prof. Dr. Sandra Kampe. In der Klinik werden die Werte von einer Pain Nurse überwacht. Diese ruft die Patienten auch regelmäßig an und rät ihnen gegebenenfalls, einen Arzt aufzusuchen, um die Therapie anzupassen. Die Wissenschaftler hoffen, dass diese telemedizinische Therapiebegleitung dazu beiträgt, einer Schmerzchronifizierung vorzubeugen.
Der Betreuungskreislauf von teilnehmenden Patienten an der PEESURST-Studie.
Gerade bei thoraxchirurgischen Operationen chronifizieren Schmerzen häufiger: „Die Zahl der Patienten, die sechs Monate nach einer Operation noch Schmerzen haben, ist bei Eingriffen im Brustbereich besonders hoch“, erklärt Kampe. „Aufgrund der hohen Fallzahlen an Thorax-OPs sind wir in der Ruhrlandklinik für diese Art von Forschung prädestiniert“, so die Chefärztin, die bereits seit Anfang der 2000er in der Schmerzforschung aktiv ist.
Mit der neuen Studie soll die Chronifizierungsrate nach Lungen-OPs gesenkt werden. Neben den intensiv betreuten Kandidaten, welche das internetbasierte Monitoring nutzen, wird eine Vergleichsgruppe nach dem aktuellen Standard überprüft. Durch einen Vergleich der beiden Gruppen erfassen die Wissenschaftler, ob und inwiefern die Schmerzchronifizierung durch die IT-gestützte Schmerztherapie gesenkt werden kann.
Weitere Informationen: Ablauf beider Patientengruppen im Vergleich